FEI WBFSH Weltmeisterschaft der jungen Dressurpferde
(Verden) Bei der Qualifikation der fünfjährigen Dressurpferde der FEI WBFSH Weltmeisterschaft der jungen Dressurpferde, präsentiert vom Gestüt Vorwerk, hat sich der KWPN-Hengst Proud James mit 89,60 Prozentpunkten an die Spitze gesetzt. Auf den Plätzen zwei und drei folgten in Verdens Horse24-Arena zwei Pferde aus Oldenburger Zucht: Viva Diamond OLD (87 Prozent) und Ferdinand de Fontaine (86,80 Prozent).
Der beste Freund mit „Wow-Gefühl“
Tränen schimmerten in den Augen von Mette Sejbjerg Jensen: „Er ist einfach fantastisch! Er ist talentiert, schön und im Moment der beste Freund, den ich habe.“ „Er“ ist der Jameson RS2-Sohn Proud James. Der Fantastische wurde von dem Niederländer M. van Maasacker aus einer Glock’s Johnson-Mutter gezogen und gehört Helgstrand Dressage. Schon im vergangenen Jahr hatte der Schimmelhengst mit Nachdruck auf sich aufmerksam gemacht und sich im Finale der Vierjährigen im Rahmenprogramm der Weltmeisterschaft für junge Dressurpferde den Sieg gesichert. Damals noch unter dem Sattel von Maxi-Kira von Platen, seither hat Mette den Beritt übernommen. „Er ist einfach unglaublich, wenn man ins Viereck einreitet“, schwärmt die 36-jährige Dänin. „Er scheint einfach zu fragen: ‚Wo soll’s hingehen? Entspann‘ Dich, ich nehme Dich mit.‘“ Schon als sie ihn das erste Mal geritten habe, habe sie nur gedacht: „Wow!“ „Er gibt mir immer dieses Wow-Gefühl, das Gefühl, dass ich mit ihm zum Mond reiten könnte, wenn ich wollte.“ In der Prüfung sei er immer sehr konzentriert, auch heute, und er bringe den gewissen Show-Faktor mit. „Er kommt ins Viereck, wächst fünf Zentimeter und denkt sich: ‚Hey, schaut mich an!‘ Er hat unheimlich viel Selbstvertrauen und das liebe ich.“ Ihr Fazit nach der ersten WM-Prüfung in Verden mit Proud James: „Es war unglaublich! Das Wetter, die Arena und das Pferd!“
In allen fünf Einzelnoten wurde der Sieger sehr gleichmäßig hoch bewertet: 9,0 für den Trab, 8,8 für den Schritt, 9,0 für den Galopp, 8,8 für den Gehorsam und 9,2 für die Perspektive. Für sein Benehmen außerhalb des Vierecks, was die Richter nicht bewerten können, würde er von Mette wahrscheinlich eine 12 bekommen. „Er ist wie ein Hundebaby. Er ist so ein Typ, der nie in Eile ist, immer entspannt.“
„…einfach überwältigt“
Nicht ganz so beschreibt die zweitplatzierte Linda Weiß die Vitalis-Tochter Viva Diamond OLD: „Alle denken immer, dass Viva Diamond ganz entspannt ist, aber sie ist nicht so entspannt wie sie aussieht“, gesteht die 30-jährige Profireiterin schmunzelnd. „Ich muss immer aufpassen, dass sie sozusagen in ihrer ‚eigenen Welt‘ bleibt und man es ihr dort gemütlich macht. Aber das hat heute sehr gut geklappt und sie hat sich unglaublich toll im Viereck angefühlt.“ Auch Linda hat vor gut einem Jahr den Beritt ihrer Erfolgspartnerin übernommen und hat seither jede Prüfung mit ihr gewonnen. Ob sie ein bisschen enttäuscht über Platz zwei in der WM-Quali sei, lautete eine nicht ganz ernst gemeinte Antwort. „Oh nein, überhaupt nicht“, lacht sie. „Ich hätte nie mit diesem Erfolg gerechnet. Es ist mein erster Start bei einer Weltmeisterschaft, sie ist so viel bedeutender als jedes normale Turnier – ich bin einfach nur überwältigt.“ Nicht zuletzt mit der Tagesbestnote von 9,2 für den Schritt hat sich Viva Diamond den zweiten Platz in der Qualifikation gesichert. Ihre weiteren Einzelnoten waren: 8,5 Trab, 8,4 Galopp, 8,8 Gehorsam und 8,6 Perspektive. Vor Ort war die Besitzerin Judith Köppel von 360° Sportpferde, ebenso wie Züchterin Anne Alberding, die aus der Birkhof’s Don Diamond-Tochter Zauberhaft die Vize-Siegerin der Qualifikation gezogen hatte.
Wendys Sohn – durch und durch
Ferdinand de Fontaine, mit der Finnin Merita Hagren im Sattel, ist ein Sohn von Mannschafts-Olympiasiegerin Wendy de Fontaine (Isabell Werth). Ferdinands Vater ist Franklin, Muttervater Sezuan, gezogen wurde er vom französischen Gestüt Chateau de Fontaine, Besitzer des Rappen ist die River Oak Equine Sports GmbH. Er sei nicht nur der Sohn, betonte die Reiterin, er sei seiner Mutter Wendy auch enorm ähnlich. „Isabell (Werth) war einmal bei uns, hat sich auf Ferdinand gesetzt und sie hat auch gesagt: ‚Er ist wie Wendy.‘“ Als Sohn von Wendy habe Ferdinand einen festen Platz in ihrem Herzen, erklärt die finnische Reiterin aus dem Stall Helgstrand, der über die River Oak Equine Sports GmbH Mitbesitzer des Bronzesiegers ist. „Außerdem steht auch sein Vater Franklin bei uns. Es ist sehr besonders, wenn man sie aufwachsen sieht und ihren Weg so direkt verfolgen kann.“ Anfang vierjährig hat Merita die Ausbildung von Ferdinand übernommen, kennt ihn in- und auswendig und erklärt: „Es ist so schön, mit einem Pferd ins WM-Viereck einzureiten, dem man absolut vertraut. Er möchte am liebsten den ganzen Tag gestreichelt werden, dann kurz geritten, einen top Job machen und weiter gestreichelt werden.“ Die Einzelnoten für Ferdinand lagen zwischen 8,2 für den Schritt und 9,0 für den Galopp und die Perspektive.
Alle drei erstplatzierten Damen waren sich einig: Wenn es am Sonntag noch mal so laufen würde und sie die Medaillen genau so unter sich vergeben könnten – sie wären überglücklich. Unter den fünfjährigen Kandidaten war auch der Hannoveraner Secret-Sohn So Special, der sich unter Jessica Lynn Thomas im Rahmenprogramm der Weltmeisterschaft 2024 bei den Vierjährigen die Silberschleife gesichert hatte. Ein Jahr zuvor hatte der Hengst als Vize-Bundeschampion in Warendorf brilliert. Außerdem gehörte zum Lot der Fünfjährigen die Dritte vom Bundeschampionat der vierjährigen Reitpferde, Because of You OLD, unter dem Sattel von Beatrice Hoffrogge. Beide haben den direkten Sprung ins Finale mit den Plätzen 13 und 14 knapp verpasst. Nur die besten zwölf Pferde der Qualifikation haben sich direkt für das Finale am Sonntag empfohlen. Alle anderen haben noch die Chance, sich über das Kleine Finale ein Ticket für Sonntag zu verdienen, die besten Drei erhalten eins der begehrten Finaltickets.
Das Kleine Finale für die fünfjährigen Dressurpferde steht in Verdens Horse24-Arena am Freitag ab 14.30 Uhr auf dem Programm.
WM-Splitter
„Ich entspanne immer mehr“
„Unser Hauptaugenmerk liegt darauf, dass sich Reiter und Pferde hier wohlfühlen, dass die Gegebenheiten und vor allen Dingen die Böden so gut sind, dass die Reiter ihre Pferde bestmöglich präsentieren können“, betont Wilken Treu von der Verdener Turnierleitung. „Ich gebe zu, ich entspanne immer mehr, weil das Feedback, das ich bekomme, unterstreicht, dass uns das gelingt. Das ist das Allerwichtigste.“ Er freue sich sehr auf die kommenden Tage – auch auf die Fohlenauktion am Samstagabend und die Charity Aktion am Sonntag. „Es sind nur elf Fohlen, die wir am Samstag zur Versteigerung bringen, aber ich denke, von vielversprechender Qualität. Fünf der Väter waren beispielsweise selbst bei Weltmeisterschaften am Start und eine Mutter ist die Vollschwester zu Doppelweltmeister Gut Wettlkam‘s D’avie FRH. Die WM spiegelt sich also in unserem Fohlen-Lot sehr deutlich wider. Und am Sonntag werden wir per Bietverfahren für den guten Zweck, zugunsten der Deutschen Krebshilfe, einen neuen Besitzer für ein spezielles Fohlen suchen und hoffen, dass wir so eine schöne Summe für die Krebshilfe zusammenbekommen.“
Sieben auf einen Streich
45 Pferde waren bei der Qualifikation der Fünfjährigen in Verden am Start, sieben davon trainieren bei demselben Trainer: Sebastian Heinze. Der Niederländer Bart Veeze war mit zwei Pferden vertreten, Roman Empire und Pina Colada, Linda Weiß mit Viva Diamond OLD, Charlott-Maria Schürmann mit Viva las Vegas RS, Beatrice Hoffrogge mit Because of You OLD, Lena Haßmann mit Estelle PS NRW und die Australierin Tayla Desmet mit Dark Diamond. Der ehemalige U25-Bundestrainer der deutschen Dressurreiter hat sich zu einem der gefragtesten Trainer überhaupt entwickelt. Seine Philosophie für die Weltmeisterschaft der Fünfjährigen: „Bei einer Weltmeisterschaft sind nur Pferde von guter Qualität, das ist klar. Es geht um wirklich gute Grundausbildung, korrektes Reiten, sehr gute Anlehnung und am Ende natürlich auch um die Tagesform. Und dann braucht man auch Reiter, die die gute Qualität der Pferde unterstützen können.“
Mette Sejbjerg Jensen gewinnt mit Proud James die erste Qualifikation der fünfjährigen Dressurpferde in Verden. Foto: Sportfoto Lafrentz
Weitere Informationen: www.hannoveraner.com
Pressemitteilung PSV Hannover e.V. Britta Züngel
Verdener
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