Der „Preis der Besten Vielseitigkeit“ fand erstmals in Radolfzell statt und zeichnete die besten Nachwuchsvielseitigkeitsreiter aus. Isabella von Roeder, Pita Schmid und Milla Staade waren die Hauptsieger. Das Event überzeugte mit einem starken Teilnehmerfeld und einer gelungenen Organisation. Bundestrainer zeigt sich optimistisch für die kommende Saison und EM.

Seit über 25 Jahren ermitteln die Nachwuchsvielseitigkeitsreiter im Frühjahr ihre „Besten“. In diesem Jahr fand der „Preis der Besten Vielseitigkeit“ erstmals in Radolfzell am Bodensee statt. Den würdigen Rahmen hierfür bot das renommierte internationale Vielseitigkeitsturnier auf Gut Weiherhof der Familie Vogg im April. Als Beste setzten sich Isabella von Roeder mit Bob bei den Jungen Reitern, Pita Schmid bei den Junioren und Milla Staade mit Charleen San bei den Ponyreitern durch. Der Preis der Besten Dressur, Springen und Voltigieren wird 2025 wie gewohnt Mitte Mai in Warendorf ausgetragen.

Einen Doppelerfolg in der offen ausgeschriebenen Drei-Sterne-Kurzprüfung (CCI3*-S) landete Isabella von Roeder aus Frankfurt. Die U21-Vizemeisterin und EM-Siebte des Vorjahres legte eine gute Dressur vor (27,8 Minuspunkte) und war die Einzige im gesamten Starterfeld, der es gelang, den Geländeritt ohne Hindernis- und auch ohne Zeitfehler zu bewältigen. Nur im Springen kam ein Abwurf hinzu. Mit einem Endstand von 31,8 Minuspunkten setzte sich die 21-jährige Hessin damit als Preis-der-Besten-Siegerin innerhalb ihrer Altersklasse Junge Reiter durch. Und nicht nur das: Sie gewann auch die Sonderwertung des U25-Förderpreises und konnte sich im internationalen Feld auf Platz fünf behaupten.

Den Silberrang im Preis der Besten der Jungen Reiter sicherte sich mit deutlichem Abstand der erst 18-jährige Friedrich-Bernd Rehkamp (Bersenbrück) mit dem 15-jährigen Fidertanz-Sohn Feuertänzer. Auch dieses Paar mischte nach Dressur und Geländeritt in den Top Ten des CCI3-S* mit, im Springen kamen allerdings drei Abwürfe und Zeitfehler hinzu. Endstand: 47,5 Minuspunkte. Auf dem dritten Platz landete Theda Knop von Schwerdtner (20, Bruchköbel) mit Tabries und 64,1 Minuspunkten, die damit an ihren Erfolg bei den Juniorenmeisterschaften 2022 anknüpften. 

Starkes Starterfeld bei den Junioren
Während die Altersklasse der Jungen Reiter bereits das zweite Jahr in Folge zahlenmäßig nur schwach besetzt war, waren es bei den Junioren 23 Paare – bei insgesamt 99 Paaren im CCI2*-S. Die Goldmedaille ging dabei an eine der beständigsten Nachwuchsreiterinnen der letzten Jahre: Pita Schmid aus Neumark in Sachsen. Von 2021 bis 2023 gehörte die heute 18-Jährige zunächst regelmäßig zum deutschen EM-Ponyteam, im vergangenen Jahr gewann mit dem deutschen Junioren-Team Gold bei den Europameisterschaften in Strzegom. In Radolfzell lieferte sie nun ihr bisher bestes Gesamtergebnis ab – vor allem dank der persönlichen Bestleistung von 29,6 Minuspunkten in der Dressur. Dass sie in Gelände und Springen „eine Bank“ ist, hat sie schon mehrfach unter Beweis gestellt. Auch in Radolfzell blieb sie mit ihrer Stute Favorita V in diesen beiden Teilprüfungen „null“ und sicherte sich damit den Sieg in ihrer Altersklasse sowie den dritten Platz in der offenen Wertung. „Das ist echt krass, ich kann es noch gar nicht glauben. Ich bin ja schon ein paar Jahre dabei, aber dass es wirklich mal geklappt hat, hier zu gewinnen, ist schon cool“, sagte Schmid, die erst gar nicht realisiert hatte, dass sie in dem eng beieinander liegenden Feld dank ihrer Nullrunde im Springen immer weiter nach oben gerückt war. Ihren jüngsten Erfolg in der Dressur erklärte sie so: „Wir haben den ganzen Winter über viel Dressurtraining gemacht, ich bin drangeblieben und irgendwann hat es ‚klick‘ gemacht. Es klappt jetzt echt gut, wir haben viel am Sitz gearbeitet, viel mit Visualisierung – das war die Stellschraube, die es gebracht hat.“

Bis zur letzten Starterin hatte es aber tatsächlich so ausgesehen, als hätte eine andere die Nase vorn. Anna-Maria Triskatis aus Löningen hatte sich mit Ida in Dressur mit nur 27,3 Minuspunkten an die Spitze des gesamten Feldes gesetzt und diese Position dank einer Nullrunde im Gelände auch gehalten. Ein Flüchtigkeitsfehler am vorletzten Sprung des Parcours verhinderte ihren Sieg, Triskatis wurde Zweite vor Schmids Teamkollegen von Strzegom, Mathis Huisinga aus Weener mit Carlotta. Er beendete die Prüfung mit seinem Dressurergebnis von 31,8 Minuspunkten.

„Es war eine rundherum total gelungene Veranstaltung. Radolfzell war meine Wunschlösung für den Preis der Besten und hat wirklich tolle Rahmenbedigungen geboten. Das Gelände war sehr schön, vor allem auch leicht kupiert, das ist für die weitere Entwicklung wichtig, dass die Nachwuchsreiter nicht nur „Flachkurse“ reiten. Es war genug zu springen, aber alle kamen gut in den Rhythmus“, zog Bundestrainer Frank Ostholt sein Fazit. „Ich bin hochzufrieden mit dem Wochenende und nachdem, was ich hier gesehen habe, blicke ich zuversichtlich auf die weitere Saison und in Richung EM. Die Junge Reiter sind zwar wenige, aber sehr gut durch den Winter gekommen, bei den Junioren gab es noch zwei, drei neue Gesichter, so dass die Auswahl noch größer geworden ist.“

Offene Wertung: Doppelsieg für Pia Leuwer
Zufrieden nach Hause fahren an diesem Wochenende aber nicht nur die aktuellen Preis-der-Besten-Sieger. Auch Pia Leuwer aus Königswinter, 2012 und 2013 selbst Gewinnerin dieser renommierten Nachwuchsprüfung, hatte an diesem Wochenende Grund zur Freude. Sie setzte sich nicht nur mit Jard in der offenen Wertung des CCI3*-S an die Spitze, sondern belegte mit Hanami auch im CCI2*-S den ersten Platz. Damit nicht genug, sicherte sich mit Milla Staade eine ihrer Schülerinnen den Sieg bei den Ponyreitern.

Preis der Besten Ponys: Titel für Milla Stade
Bei den Ponyreitern lieferte sich von Beginn an ein deutsches Trio einen spannenden Wettkampf um die Medaillen. Als verdiente Siegerin gingen daraus Milla Staade und Charleen San hervor. Nach der Dressur noch Dritte, blieb die amtierende Deutsche Meisterin als Einzige nicht nur im Gelände absolut fehlerfrei, sondern auch im Parcours. So rückte die Düsseldorferin von Runde zu Runde einen Platz vor und sicherte sich am Ende mit ihrem Dressurergebnis von 25,6 Minuspunkten den Titel der Besten 2025. „Der Sieg bedeutet mir sehr viel. Es hat alles gepasst, mein Pony ist einfach unglaublich und sie macht immer wieder aufs Neue mega viel Spaß. Es zeigt sich, dass sich die Winterarbeit und überhaupt die Arbeit, die man investiert hat, gelohnt hat, und das ist einfach ein tolles Gefühl“, sagte die Siegerin, die sich für dieses Jahr das Ziel gesetzt hat, wieder bei Europameisterschaften dabei zu sein und dort gut abzuschneiden.

Am dichtesten an Staade heran kam Lea Brügger mit Next Generation. Die 14-Jährige aus dem westfälischen Ascheberg hätte sogar noch die Chance gehabt, mit einer Nullrunde im Springen vor Staade zu bleiben. Sie hatte mir nur 19,4 Minuspunkten nach der Dressur vorne gelegen und ihre Spitzenposition mit nur wenigen Zeitfehlern im Gelände behauptet. Als letzter Starterin unterliefen ihr im Parcours dann allerdings gleich zwei Abwürfe. Mit insgesamt 31,4 Minuspunkten belegte sie den Silberrang im Preis der Besten. Für ihre 17-jährige Ponystute Next Generation war es übrigens schon die dritte Medaille bei einem Preis der Besten: 2022 und 2023 gewann sie Silber beziehungsweise Gold mit Leas Schwester Sina Brügger. Ebenfalls schon mit Gold dekoriert ist die Schimmelstute Pearl, 2016 gewann sie Doppel-Gold mit Anna Lena Schaaf im Sattel. Seit 2019 ist Teresa Leowald (Ratingen) ihre Reiterin. Gemeinsam konnten die beiden zweimal Bronze bei Deutschen Ponymeisterschaften gewinnen, in Radolfzell klappte es damit nun auch beim Preis der Besten. Endstand des rheinischen Paares: 33,9 Minuspunkte.

Deutschland I Zweiter im Pony-Nationenpreis
Wie auch der Preis der Besten der Junioren und Jungen Reiter war auch der Preis der Besten der Ponyreiter in Radolfzell in eine internationale Vielseitigkeit eingebettet, in diesem Fall sogar in eine Nationenpreisprüfung (CCIOP2*-S). In der Mannschaftswertung siegte Frankreich I mit vier Nullrunden im abschließenden Springen vor dem nach Dressur und Gelände noch mit Abstand führenden deutschen Team Deutschland I mit Milla Staade und Charleen San, Lea Brügger mit Next Generation sowie Julia Maria Lentrodt (Neufahrn) mit Best Performance und Emma Fischer (Hamburg) mit Mas Que Dos. Im vergangenen Jahr hatten Lentrodt und Fischer im Preis der Besten noch Silber bzw. Bronze gewonnen und starteten erfolgreich bei den EM in Westerstede. In Radolfzell fehlte beiden jedoch das nötige Quäntchen Glück. Julia Maria Lentrodt und Best Perfomance kassierte neben Zeitfehlern im Gelände auch zwei Abwürfe im Springen, für Emma Fischer endeten der Geländeritt und die Prüfung mit einem unfreiwilligen Bad am letzten Wasserhinderni und sie schied daher vorzeitig aus.

„Es war eine stramme, sehr reelle Geländeprüfung, in der sich weitgehend die erfahrenen Reiter durchgesetzt haben, aber alle haben etwas dazugelernt“, sagte der zuständige Bundestrainer Rüdiger Rau. „Es war natürlich schade, dass wir wegen eines Springfehlers zu viel den Sieg im Nationenpreis verschenkt haben. Hier zeigt, wie gut es ist, Mannschaftsprüfungen zu reiten. Denn gerade in dieser Situation helfen Erfahrung und Routine, um dann auch bis zuletzt die Nerven zu bewahren.“ 

Stilpreise der Stiftung Deutscher Pferdesport
Wie in den Vorjahren wurden dank der Unterstützung durch die Stiftung Deutscher Pferdesport beim Preis der Besten auch wieder Stilpreise für die Vorstellung im Gelände vergeben. Diese gingen an Isabella von Roeder und Bob bei den Jungen Reitern, an Enya-Rosa Siewert aus Jettingen mit Montana bei den Junioren und Lea Brügger mit Next Generation bei den Ponyreitern. 

Autor fn-press/ Uta Helkenberg